Für mich war das fast der intellektuell Durchbruch, als ich in der Hauptschule kapierte, wie man „Stillleben“ schreibt und warum ein Bild die Zuschreibung „Stillleben“ bekommt.
Alltags-Stills oder: Die ganz normalen Tage sind die besten
Ich besuchte gern Museen, den Plural von Museum konnte ich auch etwas mit 14 Jahren bereits bilden, und starrte voller Hingabe auf die die Räume prägenden Stilleben: Da lagen Äpfel in Schalen, da lagen wundervoll arrangierte Weintrauben und immer fehlte die Hand derer, die das gerade so malerisch, ja, ein Wortspiel, so hingelegt hatten.
Und jetzt rast mein Alltag mit mir durch die Zeit.
Keine Zeit für ein Museum, etwa das Lentos. Vielleicht war es die Sehnsucht, vielleicht eine Erkenntnis:Direkt vor mir, da hat jemand Dinge arrangiert. Für mich und all die anderen Frühstücksgäste: Eine Blume, diese winzigen Milchdinger da, alles ist hier an seinem Platz, dem Platz, den sich jemand dafür ausdachte auf diesem Alltags-Frühstücks-Tisch in Linz.
Stills mitten im Alltag, zwischen dem Aufkleben der Veranstaltungslisten und Workshop-Pläne: Da sind die Tassen in Reih und Glied geordnet, dort stehen die Gläser exakt vor den grünen Flaschen. Selbst Flipchardstifte erinnern daran, dass eine Person da war, die sich etwas dabei dachte:
Alles soll seine Ordnung haben und die beginnt auch damit, wo der Teller mit diesen Milchdings steht.
Alltags-Stills, die Geschichten erzählen, wenn man sich die Zeit nimmt, hinzuhören.
Wwo legen TeilnehmerInnen ihre Stifte hin, wo ihre Brillen und wo liegt der Apfel auf dem Arbeitstisch? Ich habe eine Reise begonnen, in Linz, beim Frühstücken, weitere Stationen folgen, ich melde mich.
Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.
Autorin
Christina Repolust
Liest gern und viel, fotografiert ebenfalls gern und derzeit zu wenig. Hätte sie nicht mit 17 die richtigen Menschen getroffen und wäre sie nicht widerständig, hätte sie nicht nach der Handelsschule noch drei Jahre die Handelsakademie besucht und schon gar nicht gewagt, Germantistik und Publizistik in Salzburg zu studieren. "Ich weiß, woher ich komme und das ich einen weiten Weg hinter mir habe. Deshalb setze ich auf Bildung, Bestärkung junger Menschen, Reich und Schön interessiert mich so ganz und gar nicht!"
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