Wir zoomen immer weniger, treffen uns wieder zaghaft und suchen einen Weg zurück in den (Arbeits-)Alltag. Was uns jetzt helfen kann ist Perspektivenarbeit, meint Helga Schwarz, Bildungs- und Berufsberaterin in Tirol.
Generation ZOOM
Zombies, sorry Zoomer
Ja, noch gar nicht vor so langer Zeit, sind wir lieber um den Globus gejettet, in der Business Class, haben uns von Flugbegleiter*innen „betüteln“ lassen, sind in Hotels abgestiegen oder zumindest in Bildungshäusern untergekommen, Tagessätze wurden aufgewendet und km-Geld berechnet und das alles, um sich zu begegnen?!
Wieviel wert hat eine Begegnung? In Geld ausgedrückt unendlich viel Wert, das wissen wir jetzt, seit wir zu Zombies, sorry Zoomern geworden sind, die in ihren Ikea-Küchenmöbeln oder Familien-Matratzenlagern der Internetplattform Zoom Tür und Tor öffnen mussten.
Sag mir wo du zoomst und ich sag dir wer du bist
Ich sag dir wer du bis vor kurzem noch warst, ist wohl angebrachter. Denn das, was wir bisher als unseren Lebensstandard bezeichneten, kann sich ändern. Im Moment sind wir in einer Art Neuorientierung, die Schockstarre haben die meisten schon hinter sich gelassen. Ein Ausdruck, den wir BildungsberaterInnen gern verwenden, der dann angebracht ist, wenn wir unsere Kompetenzen zu einem neuen Cluster für neue Job-Profile ordnen.
Wo fängt diese Orientierung jetzt an und wo bitte hört sie dann auch wieder auf und mündet in ein neues Selbstverständnis – nach Zoom?!
Rauchende Köpfe auf wackeligen Küchenhockern
In den Zoom-Zeiten war es wichtig, dass Hemd oder Bluse wenigstens vorn gebügelt war, die Hausschlappen blieben eh unsichtbar. In Zoomzeiten war es egal, ob Dein Bürotischersatz der alte rostige Gartentisch war, solche Dinge konnten wir getrost vernachlässigen. „Störfaktoren“ wie raunzende Ehepartner, Kinder jeden Alters und Haustiere, waren rasch von der Bildfläche gefegt, fast wie von Zauberhand war unser Image eindimensional - aalglatt und sauber.
Klar, war es auch anstrengend und die Köpfe der Zoomer rutschten auf ihren wackeligen Küchenhockern immer tiefer, so dass von manchen KollegInnen nur noch ein Haarbüschel sichtbar war und wir das durchaus mit der immensen Konzentrationsleistung, die Zoom von uns allen abverlangte, entschuldigten.
Was haben wir nicht gejammert und gestöhnt, ob der zusätzlichen Fragen, die uns in der Zoomschleife festhielten, der Fotos, stellvertretend für Anwesenheitsunterschriften. Aber – wir waren da, nicht in Kurz-Arbeit, nicht auf Urlaub, nicht im Krankenstand, NEIN im Job zu Hause, eindimensional zwar, aber noch angebunden.
Wir sind mehr als die Generation Zoomer oder Baby-Boomer
Und jetzt zoomen wir weniger und treffen uns wieder zaghaft. Wir suchen nach dem roten Faden in unserer Arbeits-Biografie. Wer sind wir, was machen wir eigentlich, was haben wir gelernt, auch durch Zoom, und welche unserer Kompetenzen helfen uns schlicht und einfach zu überleben?
Wer wir sind, wird uns immer auch in dem klar, wie wir uns im Spiegel in der Begegnung mit anderen sehen und zwar in all unserer Art uns zu zeigen und zu kommunizieren, verbal, nonverbal und in unserer Wirkkraft als Person.
Viel viel mehr als Generation Zoomer oder Generation Baby-Boomer sind wir. Lebendige Menschen, die in ihrer hohen Fähigkeit sich anzupassen und daraus Schlüsse zu ziehen, für sich wieder eine neue Ausgangsbasis zu schaffen – darauf vertrauen dürfen Lösungen zu finden.
Was uns auch dabei helfen kann ist Perspektivenarbeit in Bildungsberatungen und die Tatsache, dass wir im Leben übers Leben täglich dazulernen über unsere sog. Über-Lebenskompetenzen. Zu diesen gehört z.B. sich und andere motivieren können – sollen wir das nicht einfach TUN ohne lange darüber nachzudenken?
Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.
Autorin
Helga Schwarz
Helga Schwarz ist Bildungsberaterin und Berufscoach in der Bildungsinfo tirol, selbständig als Lebensberaterin, Trainerin und Supervisorin. Ich bin einen optimistische Europäerin, mag Sprachen und setze auf kulturelle Kompetenzen, bin Kreativ-Schreiberin, Seminardesignerin, schätze innovative Denke und Lebenslanges Lernen. Privat-persönlich pflege ich meine Beziehungen und steh auf „Wohnen“.
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aktualisiert: Juni 2024
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Zuletzt aktualisiert am: 05.06.2024 von BiBer Bildungsberatung
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